Notfallkoffer

Die besinnliche Weihnachtszeit steht vor der Tür. Für den einen ist es die gemütlichste Zeit des Jahres mit Keksen, Kaffee und Lebkuchen und Familienfeiern. Für den Anderen ist es die stressigste Zeit, da zu den alltäglichen Verpflichtungen, auch noch die Weihnachtsvorbereitungen kommen. Und für viele von uns ist es über dies die Zeit der größten Einsamkeit. Wenn es draußen kalt und ungemütlich ist, setzen wir uns nicht gemütlich auf Parkbänke, treffen Menschen in Straßencafes oder auf Spielplätzen. Viele werden sich in der dunklen Jahreszeit ihres Alleinseins bewusst.  Dazu kommt noch, dass der Mangel an Sonnenschein, direkte körperliche Folgen hat und uns aufs Gemüt schlagen kann. Vor allem Menschen, die schon vorbelastet sind, leiden meist unter der dunklen Jahreszeit, als sonnige Gemüter. Dann ist es gut zu wissen, wie ich mir Gutes tun kann. Alles was mir gut tut in solchen Zeiten oder Krisenzeiten, kann man in einem sog. NOTFALLKOFFER sammeln. Dies ist das Thema meines heutigen Artikels. Doch zuerst bist du dran. 

 

Schreibanleitung

Entwirf deinen eigenen Notfallkoffer 

  • Zeichne, noch ehe du weiterliest, einen Koffer und trage alles ein, dass dir bisher in Krisen und trüben Zeiten geholfen hat. 
  • Was würden dir Freunde und Bekannte raten?

 

Würdigen und Annehmen

Ehe wir uns damit beschäftigen, wie wir negativen Stimmungen und Krisen bewältigen können, möchte ich noch eine Lanze für diese negativen Zustände brechen. Sie entstehen nicht einfach so. Sie wollen uns vor schlimmerem Übel schützen und es gab eine Zeit, in der sie uns gute Dienste geleistet haben, vielleicht sogar unser Überleben gesichert haben. Wenn vielleicht auch nicht das körperliche, dann zumindest das seelische. 

 

Notfallkoffer

In einen Notfallkoffer gehören alle Strategien/Skills, die akuten Stress, dissoziative Zustände abschwächen/ beenden, oft aber langfristig wirksam sind. 

Mit der Dissoziation haben wir uns im vorausgehenden Artikel befasst. 

Akut-Skills

Steigt der Stress durch äußere Reize, wie schlechtes Wetter, ständige Dunkelheit, Alleinsein, Langeweile oder auch innere Reize, wie Schmerzen, Müdigkeit, emotionale Überforderung, unangenehme Erinnerungen, über 70%, dann ist emotionales Lernen nicht mehr möglich. Dann braucht es Strategien, die schnell den Stress senken. Das angelaufene Überlebensprogramm, egal, ob es sich in Rückzug, Depression, Unruhe, Aggression oder selbstverletzendem Verhalten zeigt, kann nur noch durch starke körperliche Reize unterbrochen werden.  

Dann helfen z.B.:

  • scharfes Essen  
  • scharfe Minzpastillen
  • Gummiband
  • Igelball 
  • Ammonikampullen

Skills zur Emotionsregulation

Danach braucht es jedoch Strategien, die es ermöglichen die Emotionen zu regulieren. Sonst landet man schnell in einem Kreislauf aus Akutstress und Notfall-Skills. Gerade Skills, die schnell den emotionalen Stress reduzieren, haben großes Suchtpotential. 

Emotionsregulierend, wirkt alles, was uns liebevoll und freudig anrührt. Einiges Gutes ist nahezu immer und überall verfügbar, anderes muss ich selbst an guten Tagen vorbereiten. 

So kann es helfen seinen Lieblingsparfüm oder Duftöl zu riechen, umso mehr, wenn man damit positive Erinnerungen verbindet. Aber auch alles Ästhetisches, das uns umgibt, kann unser Herz erfreuen. Die Weihnachtszeit bietet uns schön geschmückte und beleuchtete Fenster, Christbäume und weihnachtliche Musik. Ansonsten hat die Natur einen reichen Pool an wunderschönen Formen. Steine, Hölzer, Wurzeln, Blätter, Wolken, alles in der Natur kann unsere Aufmerksamkeit erregen und uns erfreuen.

Aber auch Aktivitäten, die wir gern machen: 

  • Sport treiben, Wandern, Spazieren
  • Yoga (aktives)
  • Bewegen in der Natur 

ebenso Kreatives

  • Schreiben
  • Handwerkliches
  • Stricken, Sticken, Häkeln   
  • Musizieren
  • Malen

Wichtig dabei ist, dass bei diesen Tätigkeiten in den sog. Flow geraten, also völlig von der Tätigkeit eingenommen werden. Dann verschafft uns das einen Moment, in dem wir wirklich abgelenkt sind und unsere Seele sich erholen kann, von den negativen Gefühlen, Erinnerungen und Gedanken. Aktivitäten haben den Vorteil, dass sie uns aus der Passivität reisen und damit auch einen Prozess der Weiterentwicklung anregen. Kreativ sein regt die Selbstreflektion an und im besten Falle ist man mit dem, was entsteht zufrieden. Vielleicht ist ein schönes Bild oder Werkstück entstanden oder Text der einem gefällt und vielleicht sogar noch zu neuen Einsichten geführt hat. All dies kann helfen die Ohnmacht zu überwinden und wirkt sich auch langfristig günstig auf das Selbstwirksamkeitsgefühl aus. 

Nicht nur Aktivsein ist wichtig. Ebenso kann es wichtig sein, bewusst zur Ruhe zu kommen. Denn allein unzureichende Ruhephasen und Schlafmangel, können negative Stimmungen auslösen. 

 

Entspannen

  • Yoga (ruhiges, wenig anstrengendes)
  • Autogenes Training
  • Meditation
  • Schlafen

auch Genüsse, wie

  • Schokolade
  • warmer Kakao
  • Tee
  • Musik hören
  • Lesen

können helfen, sich wieder besser zu fühlen. 

Man kann in guten Zeiten, auch bewusst Positives sammeln, das einen dann an das Gute im eigenen Leben erinnert. So kann man

  • aufbauende Briefe, Emails, oder Chats
  • Tagebuch positiver Momente
  • Liste, was man alles schon geschafft hat
  • positive Affirmationen
  • einen sicheren Ort, Kraftort, Wohlfühlort

kreieren und sammeln und im nötigen Falle zur Hand nehmen. 

Wenn möglich sollten wir uns positive soziale Kontakte verschaffen. Nichts baut so auf, wie ein gutes Gespräch mit einem Menschen, der einen versteht. Auch wenn er vielleicht auch nicht die eine Lösung parat hat, hilft es oft schon, zu wissen, dass man nicht allein ist. 

Geht dies nicht, warum auch immer, können wir auch die Tröster unserer Kindheit aktivieren. Sie haben wir auch genutzt Mutter und Vater gerade keine Zeit hatten und wir Trost brauchten. 

Diese kleinen Tröster der Kindheit oder neu angeschaffte , wie

  • Teddy
  • Puppen
  • Handschmeichler 

Verschaffen Trost, wenn sonst niemand. 

So nun haben wir uns einen kleinen Überblick verschafft, was helfen kann, wenn es uns nicht gut geht. Was und wann etwas hilft, unterscheidet sich von Person zu Person und von Situation zu Situation. Manchmal muss man Verschiedenes ausprobieren, bis man sich wieder emotional stabilisiert hat. 

 

Schreibanleitung

  1. a.Schau dir deinen Notfallkoffer nochmal an. Nimm Ergänzungen vor, wenn sie dir nötig scheinen oder wenn du Ratschläge deiner Freunde nun doch in den Koffer „legen“ möchtest. 
  1. a.Gibt es Ratschläge oder Skills, die du gern nutzen würdest, aber du weißt nicht wie oder bei dir wirken sie nicht? Schreibe einen Text, in dem du diese Skills erfolgreich einsetzt. 
  1. a.Worin besteht der Unterschied zur Realität? Ist die Strategie geeignet, dir zu helfen oder doch nicht? Oder verhindert eine Blockade, dass sie dir hilft? Sagen dir deine Überzeug-ungen, dass du dir nichts Gutes tun darfst, so kannst es nicht genießen, dich auszuruhen und dir etwas zu gönnen. Wenn du auch nur ahnst, es könnte so sein, Entwerfe spontan einen Rat, wie diese Blockade gelöst werden kann.  

Ich hoffe, ihr habt euren Notfallkoffer gut gefüllt und könnt die Vorweihnachtszeit genießen.