Ausbildung Heilpraktiker Psychotherapie

Kreatives Schreiben

Die Bezeichnung des kreativen Schreibens leitet sich vom Begriff des creative writing aus dem Englischen her. An amerikanischen Universitäten ist das creative writing seit dem 19 Jh. vertreten. Die Studenten sollten dabei erlernen, Literatur zu verfassen. Heute werden an amerikanischen Universitäten werden Bachelor- und Masterstudiengänge angeboten. Auch Doktorate gibt es zahlreich. Es wird noch in vielen anderen Bereichen genutzt.

Im deutschsprachigen Raum sind entsprechende Abschlüsse nur selten und oft nur als Fernstudiengängen möglich. Meist findet man als Kurse an Volkshochschulen und in Schreibwerkstätten als Freizeitangebot.Wichtig dabei ist, zu wissen, was eine Schreibanleitung beim Schreiber auslösen kann. Vermeintliche einfache und unverfängliche Anleitungen können den bisherigen Lebenssinn infrage stellen, traumatische Erinnerungen aktivieren und auch zu plötzlichen Emotionsausbrüchen führen. Gerade wenn man sich entspanntem Rahmen kreativ betätigt, sind die Abwehrmechanismen gering. Und so kann es schnell zum Durchbruch von verdrängten Erinnerungen, unterdrückten Emotionen und körperlichen Reaktionen kommen. Daher sollte man als Coach für kreatives Schreiben wissen, wie man in einem solchen Falle stabilisierend auf den Kursteilnehmer eingehen kann. Denn niemand sollte in solch einem Prozess alleingelassen werden und derart aufgewühlt den Heimweg antreten. Mit möglichen Techniken zur Stabilisierung beschäftigen wir uns im nächsten Blogartikel.

Darüber hinaus wird kreatives Schreiben auch in Therapie und Coaching genutzt. Meist sind die Therapeuten jedoch nicht darin ausgebildet, sondern nutzen das Schreiben eher intuitiv. Dies ist in vielen Fällen wenig schädlich, dass sie die Formen anregen oder aufgreifen, die viele Patienten ohnehin nutzen, wie Tagebuch, Journal, unsent Letter, Therapietagebuch, positive Gedanken-Tagebuch oder auch Emotionstagebuch. Dies alles hat meist eher dokumentierenden Charakter. Als spezifische Methode zur Reflexion und Selbsterfahrung wird es weniger genutzt. 

 

Therapeutische Mittel

Therapeutische Mittel sind Methoden und Verfahren, die der Linderung und Heilung von Krankheiten dienen. Schreiben ist als Therapeutikum für Krankheiten aller Ebenen hilfreich. Bei anderen therapeutischen Methoden und Verfahren fällt die Abgrenzung meist leichter. So sind Medikamente klar ein Therapeutikum. Schrift als alltägliches Medium ist untrennbar mit dem Leben der meisten Menschen verbunden. Aber gerade deswegen und wegen seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten ist das Schreiben auch so effektiv als therapeutisches Mittel. Krankheit erfordert immer eine Entwicklung der gesamten Persönlichkeit mit all ihren Fähigkeiten und Kompetenzen, auch auf physiologischer Ebene. Schreiben kann sowohl die emotionale, die kognitive, die physiologische Verhaltensebene und die spirituelle (Weltanschauung) Ebene erreichen. Durch emotionale Entlastung und Verarbeitung, neue Einsichten, Verhaltensweisen, sowie Stressreduktion und veränderte Weltkonzepte können die entscheidenden Veränderungen eintreten, die notwendig für die Linderung/Heilung sind. Wenn dies nicht mehr möglich ist, dann durch Schreiben wenigstens ein besserer Umgang mit der Krankheit erreicht werden, was die Lebensqualität verbessert. 

 

Kreatives Schreiben in der Therapie 

Die Techniken des kreativen Schreibens sind vielfältig und können für unterschiedliche Ziele in der Therapie eingesetzt werden. 

Sehr komplexe Sachverhalte lassen sich schriftlich übersichtlich darstellen, sodass Zusammenhänge deutlich werden. Es können sich auch völlig neue Zusammenhänge ergeben. Systemische Betrachtungen sind schriftlich leichter zu fassen, da sie mit einer Fülle an Informationen einhergehen. Dies übersteigt den kognitiven Arbeitsspeicher. 

Auch um die Entwicklungsgeschichte des Symptoms darzustellen, sind Schreibanleitungen gut geeignet. In den oben genannten Fällen dient das Schreiben vor allem dazu, Komplexes vereinfacht darzustellen, um es fassen und verstehen zu können. 

Schreiben ist aber auch noch anders einsetzbar. Schreiben ist ein guter Detektiv und Texte sind wunderbar zur Spurensuche geeignet: Wo liegen Ursachen der Krankheit? Welche Auslöser gab es? Wie haben sich die Symptome entwickelt? Welche Entwicklungsaufgabe ergibt sich aus dem Symptom? Um Antworten auf diese diesen Fragen zu bekommen, arbeitet man mit Schreibanleitungen. Der Therapeut leitet das Schreiben so an, dass die nötigen Schritte angestoßen werden.Schreibanleitungen sind dabei immer so frei, wie möglich und so begrenzend wie nötig zu formulieren. Der Schreiber soll möglichst viel Freiheit haben, um möglichst viel unbewusstes Wissen zu generieren. Um so mehr in der Anleitung vorgegeben wird, umso stärker ist die Prägung der aktivierten Informationen. Dadurch werden die Wissensinhalte stärker begrenzt als beim freien Schreiben/Assoziieren. Diese Art der Begrenzung kann jedoch durchaus sinnmachen, da es zielgerichteteres Arbeiten ermöglichen kann. Dabei kann man auch den Informationsverlust gut verschmerzen. Günstig ist immer, beide Formen zu kombinieren. So kann man Anleitungen zum Weiten oder Verengen des Informationsflusses verwenden. Man kann also vom Detail zum großen Ganzen führen und auch aus der Fülle zum entscheidenden Element finden.

 

Schreibanleitungen zum Veranschaulichen

 Schreibnanleitung A zum Zentrieren.

1) Denke an ein Problem, dass dich schon länger beschäftigt und zu dem du keine Lösung findest. Schreibe in die Mitte des Blattes Problem. Wenn es dir gelingt, es zu benennen, dann tu dies. 

Notiere nun alles, das dir spontan in den Sinn kommt. 

Lies dir deine Notizen nochmals durch und versuche Zusammenhänge zu finden. Markiere sie durch Verbindungslinien. Wenn nötig, nutze unterschiedliche Farben. 

2) Versuche, die Zusammenhänge in einem Bild darzustellen.

3) Beginne einen Text mit: Ich löse mein Problem, in dem ich und schreibe einfach unkritisch drauflos. Hinterfrage nicht, was kommt. Schreie einfach die nächsten 5 min durch. 

4) Lies dir den Text nochmal durch und markiere hilfreiche Ansätze. 

5) Formuliere eine Lösung für dein Problem. Zensiere noch nicht, ob sie hundertprozentig für dich passt. 

 

Schreibanleitung B

1) Wie hast du bisher versucht das Problem zu lösen? Formuliere in einem Satz deinen bisherigen Lösungsansatz. 

2) Wie erfolgreich warst du damit? Zeichne eine Skala von 1-10 und trage deine Lösungswirksamkeit an. 

3) Stelle dir vor, du bist Autor und schreibst einen Roman. Schreibe einer deiner Figuren, dieses Problem zu, wie würde sie sich in deinem Roman verhalten? Schreibe einen Text von 5 -10 min dazu. 

4) Arbeite die Lösung aus dem Roman heraus und formuliere sie in einem Satz. 

5) Vergleiche sie mit deiner bisherigen Lösung. Worin bestehen die Unterschiede?

6) Kannst deine bisherige Lösung entsprechend anpassen? Oder kannst du die Roman-Lösung übernehmen, ggf. mit spezifischen Abänderungen für dich? Oder braucht es einen ganz neuen Lösungsansatz? 

7) Optional: wenn die Lösungssuche noch nicht zum Erfolg geführt hat. Wie wäre es, wenn das Problem gelöst wäre. Woran würdest du das merken? Was braucht es, um diesen Zustand zu erreichen?  Wie kannst du das Nötige (Unterstützung durch andere, Geld, Ruhe …) in dein Leben holen, um den gewünschten Zustand zu erreichen? Verfasse einen Text, der dies Fragen beantwortet.