Schreibend durch die Weihnachtszeit
Weihnachten – das Fest der süßen Düfte, der Heimlichkeiten, Überraschungen und Geschenke. Und ebenso, die Zeit der Enttäuschungen, Streitigkeiten und des Stresses.
Was verbindest du mit der Weihnachtszeit? Gemütliche Nachmittage im Kreise der Familie, erfrorene Hände und Füße nach langen Rodelnachmittagen oder Schniefnase und Bauchschmerzen, die den kalten, nassen Füßen folgen?
War Weihnachten für dich immer eine Zeit der Magie und besonderen Stimmung oder führten die ganzen Erwartungen und Vorbereitungen eher zu Stress und Enttäuschungen. Jeder von uns hat diese Zeit anders erlebt. Und dennoch ist es für jeden eine besondere Zeit. Weihnachten ist in unserem Kulturkreis so fest verankert, dass wir uns dem nicht entziehen können.
Daher beschäftigen auch wir uns heute schreibend mit dem bevorstehenden Fest.
Schreibanleitung – 1 –
- Formuliere deine Grundeinstellung zu Weihnachten in einem Satz.
Schreibanleitung – 2-
- Wähle dir eine besonders schöne Erinnerung aus der Weihnachtszeit und schreibe anschaulich darüber.
- Wie fühlst du dich, nachdem du in diese Erinnerung eingetaucht bist? Welche Gefühle empfindest du? Wie stark sind sie auf einer Skala von 1-10 (1 schwach, 10 stark). Finde eine Farbe, Temperatur und Form für deine Stimmung.
Schreibanleitung – 3 –
- Wähle dir nun eine unangenehme Erinnerung, die auf keinen Fall traumatisch ist und schreibe auch über diese.
- Wie fühlst dich nun? Benenne auch jetzt deine Gefühle und bewerte ihre Intensität. Wähle auch für deine jetzige Stimmung Form, Farbe und Temperatur.
- Lies dir deine schöne Erinnerung nochmals durch. Betrachte deine Gefühlsskala der unangenehmen Erinnerung. Haben sich durch die Wiederholung der positiven Erinnerung deine Werte geändert? Wenn ja dann ändere sie.
Schreibanleitung – 4 –
- Beschreibe das schönste Weihnachten, dass du dir vorstellen kannst. Markiere die Elemente, die das Fest für dich so schön machen.
Versuche dich in diesem Jahr an deine Vorstellung anzunähern. Welche Entscheidungen müssen dazu getroffen werden. Welche Vorbereitungen braucht es noch?
Setz dich nicht unter Druck, aber verfolge konsequent dein Ziel, ein schönes Weihnachtsfest zu feiern.
Wir alle sind die Summe unserer Erfahrungen. Und deswegen neigen wir zu VOR-Urteilen. Der Mensch ist ein ökonomisches Wesen. Wir versuchen unbewusst stets in allem Muster zu erkennen und es in Kategorien einzuteilen. Kategorien bilden wir durch häufig gleiche/ ähnliche Erfahrungen oder durch besonders eindrucksvolle Erlebnisse. Solche prägenden Erlebnisse dominieren weitere Bewertungen und so kann ein schlechtes Weihnachten, alle anderen schönen Weihnachtsfeste überlagern. Dies ist durchaus sinnvoll. Denn so ist es uns möglich, ähnliche Gefahren schnell zu erkennen.
Hat man zum Beispiel an Weihnachten einen Autounfall, die Eltern streiten sich heftig und verkünden in Rage, die baldige Trennung oder ein naher Angehöriger stirbt an Weihnachten, dann werden Erinnerungen jedes Jahr in der Weihnachtszeit wieder wachgerufen. Sie sind untrennbar mit dem Fest verbunden.
Es kann aber auch sein, dass Weihnachten allgemein in der eigenen Familie mit Stress verbunden war. Vielleicht war die Mutter dann immer gereizt, weil jetzt noch mehr zu tun war, als ohnehin schon, das Geld sowieso schon knapp war und nun noch zusätzliche Ausgaben hinzukamen. Dann war es sicher nur schwer möglich, sich über die Geschenke zu freuen oder die dann doch ganz gemütlichen Nachmittage zu genießen. Weihnachten ist durch die stressige Vorbereitungszeit überschattet und wird auch später einen negativen Beigeschmack haben.
Aber auch andersherum ist es natürlich möglich. Sind die Weihnachten im Kreise der Familie gemütliche und besinnliche Zeiten, dann wird man damit eher Nähe und Geborgenheit verbinden.
Aber auch wenn Weihnachten bisher eher ziemlich desillusionierend war, kann ein besonders schönes Weihnachtserlebnis den Glauben an den weihnachtlichen Zauber wieder wecken.
Was bleibt also: Nichts ist einfach nur schwarz oder weiß.
Mit den Schreibanleitungen solltet ihr erleben, wie sich die verschiedenen Erfahrungen bis heute auf eure Bewertung und Stimmung auswirken. Außerdem solltet ihr erkennen, was es war, dass euch Weihnachten bis heute vielleicht so verhagelt. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die aus erwachsener Perspektive nur noch ein Lächeln wert sind. Damals war es jedoch schlimm. Hier reicht es meist, es neu zu bewerten, damit man anders darüber denken und fühlen kann.
Sind die Erfahrungen jedoch diffuser oder sehr gravierend gewesen, so braucht es etwas mehr Einsatz. Angespannte Atmosphäre zum Beispiel ist für Kinder spürbar. Um sie zu beleuchten, muss man sie klar benennen und betrachten. Wieso war die Stimmung so angespannt? Kann ich die Einflussfaktoren erkennen und die Reaktionen innerhalb der Familie verstehen? Oder doch eher nicht?
Leidet ein Elternteil an Depression, so wird die Stimmung eher gedrückt sein. Das kann man rückblickend verstehen. Aber würde man selbst in die Situation geraten, wäre es schwer, es anders zu machen.
Anders ist es, wenn die eigene Mutter immer gestresst war, weil sich mit den Vorbereitungen überschlug, um die Gäste zu beeindrucken. Dies kann man selbst für sich leicht ändern bei der Planung der Feiertage.
Im dritten Teil ging es darum zu erkennen, wieso Weihnachten nicht so schön war, wie du es dir gewünscht hättest. Im Umkehrschluss hast du dir erarbeitet, wie du heute Weihnachten feiern willst, da du es selbst gestaltest.
In diesem Sinne, hoffe ich, ihr habt besinnliche und fröhliche Pläne geschmiedet und verbringt ein frohes Weihnachtsfest.