Entwicklung der Schreibtherapie

Von der Höhlenmalerei zur Schrift

Schrift war schon immer ein wichtiges Kommunikationsmedium. Zunächst haben sich die Menschen über Bilder verständigt. Sie versuchten in den Zeichnungen Erlebtes zu verarbeiten, Wissen weiterzugeben, also über Generationen hinweg zu verdauern.  So wurden viele Höhlenzeichnungen gefunden, die die Jagd von Tieren darstellten. Ebenso gab es Zeichnungen, die halfen Naturereignisse und -prozesse zu erkennen und zu verstehen. So fand man in einer Höhle Zeichnungen von Fischen und dem Mond in bestimmten Phasen. Zunächst konnte man sich keinen Reim darauf machen. Doch unterhalb der Höhle befand sich eine Bucht. Schließlich fand man heraus, dass die abgebildete Mondstellung und -phase markierte, wann in Jahr sich besonders viele Thunfische in dieser Bucht tummelten. Dies war nur für eine kurze Zeit, aber immer gleichen Zeitraum, der Fall.  Dieses Wissen weiterzugeben, war wichtig, um diese wichtige Nahrungsquelle über Generationen hinweg nutzen zu können.

Der heutige Entwicklungsstand der Menschheit wäre ohne lesen und schreiben nicht denkbar.

Das Schreiben bei den großen Philosophen

Schon früh in der Geschichte nutzten die griechischen Gelehrten und Philosophen wie Sokrates und Platon daher das Schreiben, zur inneren Einkehr und Meditation. Sie waren der Meinung, dass es für das Verfassen guter Dichtkunst wichtig ist, das Denken und Handeln der Menschen zu verstehen. Sie versuchten sich dazu auch in schreibender Selbstanalyse. Auch römische Philosophen nutzten das Schreiben zur Ergründung des Ichs. Ebenso die späteren Philosophen Descartes, Hegel und Kant. 

Das Schreiben in der Theologie

Auch aus dem kirchlichen Bereich, ist Schrift und Schreiben nicht wegzudenken. Der Theologe und Mönch Augustin verfasst 400 n. Chr. Tagebücher und prägte damit das heute gültiges Grundkonzept des autobiografischen Schreibens. Er versuchte Schreibend, die eigenen Sünden zu verarbeiten. 

Schreiben in der Psychoanalyse -Freud, Jung, Adler

Später nutzte man das Schreiben in psychiatrischen Zirkeln in der Hypnose vor allem in Form des Automatischen Schreibens.  Freud nutzte das Schreiben selbst, um sich und seine Träume zu analysieren. Auch den Briefwechsel mit seinen Freunden und Kollegen analysierte er. Außerdem führte er ein Journal, in dem er wichtige Erkenntnisse festhielt. Darüber hinaus las er und erkannte sich selbst in seinen inneren Konflikten und suchte nach Lösungsvorschlägen der Autoren. Für Freud bedeutet Therapie: Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten, was durch Lesen und Schreiben erreicht werden könne. Wo er mit Hypnose nicht weiterkam, fand er einen Zugang zu den Problemen seiner Patienten über das Assoziieren. Dabei stand das Symptom im Mittelpunkt und der Patient sollte frei, ohne Zensur, alles sagen, was ihm spontan dazu in den Sinn kommt. Dies Methode gibt es auch heute noch in verschiedener Form im therapeutischen Schreiben. 

Jung beschäftigte sich mit den Untiefen des Unbewussten. Dabei geht er davon aus, dass es ein Kollektives Unbewusstes gibt. In allen Kulturen gäbe es Symbole, die archetypisch sein. Sie werden kulturunabhängig, von allen Menschen ähnlich verstanden. So ist das Konzept der Mutter über die Kulturen hinweg ziemlich ähnlich. 

Er versuchte sich im aktiven Imaginieren. Dabei sollte der Patient ein Bild aufkommen lassen und es bewertungsfrei einfach betrachten, bis es von selbst beginnt sich zu wandeln. Dies sollte den Prozess der Verarbeitung unterstützen und abbilden. In ähnlicher Weise wird auch heute noch gearbeitet. Allerdings greift man heute aktiv in das innere Bild ein und gestaltet es als kompetent handelnder erwachsener Anteil. 

Adler war der Meinung, dass der heutige Lebensstil und die inneren Konflikte, in den Erfahrungen der Kindheit gründen.  Auch er präferierte das Lesen, um sich selbst erkennen und in seinen Konflikten verstehen zu können. 

Karen Horney (1885-1952) legte als erste Psychiaterin eine systematische Theorie zur Selbstanalyse vor (1942). Sie unterscheidet dabei die gelegentliche und die systematische Selbstanalyse. Erste kann bei akuten oder gelegentlichen Problemen angewendet werden. Letztere

Die systematische Selbstanalyse setzt sich aus der Traumanalyse in Form eines Traumtagebuches, häufiger Selbstbeobachtung im Umgang mit anderen und Schwankungen der neurotischen Symptome je nach Situation zusammen. Dabei soll man, frei von Wertung, Assoziieren und erst hinterher deuten. Die einzelnen Assoziationen werden zueinander und zum Ganzen in Beziehung gesetzt. Dadurch ergibt sich ein Sinn, der über die Summe der einzelnen Elemente hinausgeht.  

In der Psychoanalyse nutzt man das Schreiben zum, zum Erkunden, Entlasten (Kartharsis) und Dokumentieren.

Schreiben in der Gegenwart

Auch heute im 21. Jh sind Schreiben und Lesen immer immens wichtig. Denn lesen und schreiben macht in einer Weise unabhängig, wie es nur wenige menschliche Fertigkeiten können. Wer lesen kann, kann sich nahezu jedes Wissen aneignen. Der Zugang zu schriftlichem Wissen ist so einfach nie zuvor. Selbst schreiben zu können, ermöglicht Wissen selbst aufbereitet für sich festzuhalten. Ebenso kann man sein Wissen an andere weitergeben. 

Dies sind wichtige Eigenschaften, die Lesen und Schreiben zu guten therapeutischen Mitteln machen. Selbstständigkeit, Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit sind wichtige Elemente und Ziele in Coaching und Therapie.  Die Positiven Effekte des Schreibens entdeckte zuerst Pennebaker in seinem Versuch und es kamen und kommen immer neue Forschungsergebnisse hinzu.  

Pennbakers Versuch

Bei Pennebakers Versuch wurden die Probanden angewiesen an 3–5 Tagen 15–20 min allein, in privater Atmosphäre oder im Labor zu schreiben. Dabei sollten die Teilnehmer der Versuchsgruppe über emotional belastende oder gar traumatisierende Ereignisse schreiben. Sie sollten ihre tiefsten Gedanken und Gefühle dazu notieren, während die Vergleichsgruppe über banale Themen schreiben sollte. Dabei stellten sich überraschende Ergebnisse heraus. Zum einen stellte er fest, dass sich traumatische Erfahrungen quer durch alle gesellschaftlichen Schichten zeigen.  Die Schreiber, die über belastende Erfahrungen schrieben, profitierten in verschiedenen Bereichen. Die Vergleichsgruppe hingegen nicht. So suchten die Teilnehmer der Versuchsgruppe im Folgejahr seltener einen Arzt auf, ihr Immunparameter verbesserten sich und sie fühlten sich emotional stabiler. Der Versuch wurde schon mehrfach wiederholt und verifiziert. 

Einladung zum Selbstversuch

Möchtest du es selbst auch einmal ausprobieren? Dann lade ich dich herzlich ein, unter meiner Begleitung an 5 Tagen der nächsten Woche zu einem emotional belastenden Thema zu scheiben. Dabei ist es wichtig, dass dich das Thema nicht zu sehr belastet. Schreibe ca. 10-20 min. Danach legst du einen Monat Schreibpause ein und schreibst dann noch einmal dazu. Eigentlich wird nach einem Jahr nochmals geschrieben. Dies sprengt jedoch hier den Rahmen. 

Die Texte kannst du mir jeweils einzeln oder als Bündel schicken.  Du kannst den Versuch auch so machen, ohne mir die Texte zuzusenden. Auch ohne Deutung von mir, wirst du positive Effekte feststellen. 

Wichtig ist in jedem Falle:  Sollte das Schreiben zu belastende werden, dann beende den Versuch bitte und kontaktiere mich:  info@krieger-psychotherapie.de  

Nach dem letzten Text bekommt ihr von mir eine kurze Deutung des Textes. Wer darüber hinaus Beratung und Anregungen wünscht, kann diese als telefonisches Coaching, schriftlich oder in Präsenz per Mail mit mir vereinbaren.  

Einzusenden sind die Texte unter info@krieger-psychotherapie.de.