Ausbildung Heilpraktiker Psychotherapie

Emotionales Schreiben zielt in der Hauptsache auf den Gefühlsausdruck ab. Gefühle auszudrücken dient der emotionalen Entladung und unterstützt auch die emotionale Verarbeitung. Außerdem schult es die mündlichen Ausdruckskompetenzen, sich, mit seinen Gefühlen, Gedanken und Empfindungen, anderen verständlich zu machen.
Um Gefühle ausdrücken zu können musst du sie erst einmal wahrnehmen können. Das und den Ausdruck von Gefühlen bezeichnet man als emotionale Kompetenz. Wenn es dir gelingt, deine Gefühle wahrzunehmen, sie auszudrücken und zu regulieren, wirst du dich und deine emotionalen Reaktionen besser verstehen und ihnen nicht länger ausgeliefert sein.
Die eigenen Gefühle zu verstehen, ist auch die Basis dafür, sich andere hineinversetzen zu können. Es fördert somit auch das Empathievermögen.
Beides, sowohl die Fähigkeit, dich in andere hineinzuversetzen , als auch die Fähigkeit Emotionen auszudrücken, sind wichtig für die sozialen Kompetenzen.

 

Emotionaler Ausdruck vs. über Emotionen schreiben

So einfach es klingt über Gefühle zu schreiben, so schwierig kann es tatsächlich sein. In unserer Schulzeit lernen wir immer mehr komplexe Konzept durch einzelne Begriffe zu bezeichnen. Als Kinder haben wir noch blumig beschrieben, wie es war, wenn wir den Sonntagkuchen unsrer Oma rochen. Es roch noch fluffiger Butter, süßem Zimt und fruchtigen Äpfeln. Später dann schreiben wir einfach nur noch, dass es lecker roch. Man weiß in beiden Fällen, was gemeint ist. Doch die kindliche Form schafft es, den Leser mit zunehmen in die Erlebniswelt des Schreibers. Bei der knappen Bezeichnung hingegen ahnen wir nur, was der Schreiber empfunden hat.
In guten Romanen schafft es der Autor die Gefühle und Empfindungen seiner Helden anschaulich zum Ausdruck zu bringen. Dadurch nimmt er uns mit in die Welt seiner Geschichte.
Ausdrücke wie „Ich bin wütend.“, „Ich habe Angst.“ oder „Ich bin verliebt.“ Bringen nicht wirklich zum Ausdruck, was du fühlst.

 

Wie drückt man Emotionen aus?

Emotionaler Ausdruck lebt von sprachlichen Bildern. Statt ich war wütend, kannst du schreiben: „Ich schäumte förmlich. Mein ganzer Körper war gespannt und ich hätte ihn am liebsten in der Luft zerrissen.“ Damit kann nicht nur der Leser etwas anfangen, auch dein eigenes Nacherleben wird dabei angeregt. Du wirst merken, dass du selbst viel tiefer emotional beim Schreiben eingebunden bist.
Das emotionale Schreiben ermöglicht es so, belastende Erfahrungen nochmals nachzuerleben, um sie abschließend zu verarbeiten. Reicht das Ausdrücken des Erlebten nicht aus, kann es hilfreich sein, das Geschehen umzuschreiben. Dabei wird zunächst alles geschildert. Dann wird nochmal begonnen und an der Stelle der größten Belastung greift das heutige kompetente Ich in das Geschehen ein. Darüber hinaus kann es das frühere Ich aus der Situation retten, es trösten und ihm geben, was es braucht. Wenn der frühere Anteil seine Bedürfnisse nach Hilfe, Sicherheit oder Liebe erfüllt bekommt, kann er endlich zu Ruhe kommen.

So nun kannst endlich loslegen. Hier nun einige Anleitungen, die dich zum emotionalen Schreiben anregen sollen.

 

Anleitung -1-

Kreiere dir einen inneren Ort, an dem dir nichts passieren kann und bei dem du immer Zuflucht suchen kannst. Triff alle Maßnahmen, die es ermöglichen, dass du dich weitestgehend sicher und geborgen fühlst. Auch Fantasiewesen, können dir als Unterstützer und Beschützer zur Seite stehen.

Beschreibe diesen Ort in allen Details

Male ein Bild deinem Zufluchtsort.

 

Anleitung -2-

Erinnere dich an eine unschöne Erfahrung aus deiner Kindheit oder Jugend mit einem mittleren Belastungsgrad. Beschreibe die Situation und dein Erleben.

Wie geht es dir unmittelbar nach dem Schreiben auf einer Skala von 1-10?
(1 ist ganz schlecht, 10 ist sehr gut)

Lies dir deinen Text nochmal durch. Wie fühlt sich die Belastung des Kindes mit der Distanz des heutigen kompetenten Ichs an?
Manchmal reicht schon eine distanzierte Betrachtung, um eine Situation neu zu bewerten. Vor allem, wenn sie sich nicht wiederholen kann.

Wenn das nicht ausreicht, schreibe die Situation und dein Erleben nochmals in gleicherweise auf. An dem Punkt, an dem die Belastung am stärksten ist, führst du dein heutiges kompetentes Ich ein. Es übernimmt ab da die Verantwortung in der Situation und regelt alles zufriedenstellend für das frühere Ich. Es kann erforderlich sein, Gefahren abzuwehren oder anderweitig aktiv zu werden.

Zunächst müssen alle Bedrohungen abgestellt werden. Egal ob es sich zum Beispiel um eine Bloßstellung durch einen Lehrer handelt, der dich an die Tafel zitiert hat oder ob du mit dem Fahrrad gestürzt bist. Das heutige Ich beendet die Situation.

Danach tust du alles, wozu das Kind nicht in der Lage war. Stelle den Lehrer und die Schüler, die dich verhöhnt haben zur Rede. Oder Befreie das Kind unter dem Fahrrad und setze auf den Bürgersteig.

Danach kümmerst du dich um den früheren Anteil. Sage ihm, dass er sich nicht schämen muss. Dass er kein Versager ist. Nimm ihn in den Arm, wenn es es braucht. Auch das gestürzte Kind braucht Trost und Zuspruch. Vielleicht auch ein Pflaster aufs Knie. Danach kannst du den jüngeren Anteil an deinen inneren Zufluchtsort bringen oder ihn so klein schrumpfen lassen, dass er in dein Herz hüpfen kann, wo er nun sicher geborgen ist.