Kennst du das auch? Du sitzt vorm leeren Bildschirm, vorm leeren Blatt und Nichts geht mehr. Du hattest so viele Ideen, doch nun ist alles, wie weggeblasen. Oder du hast deine regelmäßigen Schreibtermine mit dir oder in einer Gruppe und plötzlich will dir nichts mehr einfallen, worüber du schreiben kannst. Am schlimmsten sind die betroffen, die mit Schreiben ihr Geld verdienen, wenn sie plötzlich eine Schreibblockade ereilt. Doch um dich schon mal zu beruhigen, Schreibblockaden gehören zum Schreiben, wie das Schreiben selbst. Denn du bist keine Maschine. Keiner von uns ist das. Und sobald Druck entsteht, ist es nur natürlich, dass unser System sich dagegen wehrt.
In diesem Artikel möchte ich dich einladen mögliche Ursachen für Schreibblockaden zu betrachten und deine ganz persönlichen zu ergründen. Und natürlich schauen wir uns auch an, was du kurz- und langfristig tun kannst, um die Schreibblockade zu überwinden.
Ursachen von Schreibblockaden
Auch wenn sich die menschliche Psyche nicht einfach so aufteilen lässt, möchte ich dir zum besseren Verständnis die Unterscheidung zwischen kognitiven und emotionalen Blockaden vorschlagen. Sie unterscheiden sich darin, dass kognitive Blockaden vorrangig durch Präferenzen in der Wahrnehmung und/oder in Form von Denkmustern erlebt werden. Zum Beispiel neigst du vielleicht dazu, sachliche Kritik auf dich, als Person zu beziehen. Oder Denkmuster, wie „Ich kann sowieso nichts.“ Prägen deine Einstellung dir selbst gegenüber.
Emotionale Blockaden hingegen erleben wir vor allem auf der Gefühlsebene, wie zum Beispiel durch Angst, Scham und Unsicherheit.
Schauen wir uns zunächst die kognitiven Blockaden an:
Dabei handelt es sich um negative Denkmuster, sich selbst, der Welt und anderen gegenüber. Sie gehen unter anderem mit Selbstabwertung, Fatalismus oder auch Perfektionismus einher. Meist ist es auch nicht nur eine Einstellung, die uns das Leben schwer macht. „Vielleicht kennst du Gedanken, wie: „Ich kann das sowieso nicht.“ „Das bringt doch alles nix.“ Oder „Ich muss alles perfekt machen.“ Im Grunde kannst du deine Schreibblockade dann als Geschenk nehmen, da sie dir die Möglichkeit bietet, hinter deine eigenen Kulissen zu schauen.
Bei negativen Denkmustern und Glaubenssätzen können wir auch noch unterscheiden zwischen globalen Mustern, wie den oben beschriebenen, die dich in sämtlichen Lebensbereichen behindern können und jenen, die sich spezifisch auf das Schreiben beziehen.
Globale Muster gründen in deinen Bindungserfahrungen mit deinen frühsten engsten Bezugspersonen. Wurdest du dort bereits abgewertet, wirst du dich wahrscheinlich auch selbst abwerten oder dein Ego narzisstisch überhöhen. Hinter
beiden Reaktionen steht tiefe Verunsicherung über den eigenen Wert und das eigene Können.
Spezifische negative Muster, die sich auf das Schreiben beziehen, verdankst wahrscheinlich deinen Deutschlehrern, denen es zumeist um die Einhaltung formaler Anforderungen ging bei deinen Texten. Dabei war Kreativität und Fantasie meist eher hinderlich.
Egal, ob dich globale oder spezifische negative Muster prägen, wirst du wahrscheinlich gehemmt sein beim Schreiben und vielleicht dazu neigen, vorzeitige Korrekturen in deinen Texten vorzunehmen. Beides hemmt den Schreibfluss und verhindert, dass du dich an deinen innersten Kern heranschreibst. Um dies zu überwinden, ist es wichtig, dir einen sicheren inneren Rahmen zu schaffen, in dem du dich trauen kannst, dich auszuprobieren.
Glaubenssatzarbeit
Um Glaubensätzen oder Denkmuster zu hinterfragen, musst du sie zunächst aufdecken. Dann gilt es sie in Frage zu stellen– nicht generell, sondern vor allem in deiner aktuellen Situation. Sie haben dir schließlich einmal gute Dienste geleistet. Aber „tun sie dir heute noch gut?“ vor allem in ihrer Absolutheit. Wenn dies nicht der Fall ist, dann gilt es sie zu verändern. Aus „Ich muss alles perfekt machen.“, kann ein „Ich möchte alles so gut, wie möglich machen.“ und schließlich: „Ich möchte, mir wichtige Dinge, gut machen.“
Nimm den Druck allmählich raus, so dass dein System es gut halten kann. Aus eigener Erfahrung bringt es, nichts mit neuen Glaubensätzen zu arbeiten, die man sich selbst nicht glauben kann. Sie Schritt für Schritt umzuformen, ist meist die stabilere Variante.
Eine spezielle Form und Herausforderungen unter den Glaubenssätzen stellen die impliziten Glaubenssätze dar. Sie beruhen auf dem Verhalten unserer Bindungspersonen und später auch anderer Menschen unseres Umfeldes, uns gegenüber. Wenn sie uns im Allgenmeinen abwertend und geringschätzig behandelten, dann ist es wahrscheinlich, dass man sich selbst auch so minderwertig erlebt oder narzisstisch rebelliert. Vor allem das Verhalten von Menschen, deren Meinung uns wichtig ist, kann dabei sehr tiefgreifend prägen. Implizite Glaubenssätze sind uns nicht ad hoc zugänglich, sie müssen in mühevoller Kleinarbeit sprachlich ausgearbeitet werden. Dabei kannst dich am Gefühl orientieren, dass sie bestimmte Situationen in dir auslösen. Hinter den Gefühlen stehen die impliziten Haltungen.
Emotionale Blockaden
Emotionale Blockaden sind meist mit Gefühlen der Minderwertigkeit, Angst, Unsicherheit und Scham verbunden. Wenn du sie hinterfragt, finden sich können sich konkrete Erfahrungen wieder in Erinnerung bringen, in denen sich diese emotionalen Reaktionen entwickelt haben. Nicht selten handelt es sich jedoch auch implizite Glaubenssätze, die hinter den negativen Gefühlen stehen? Aufgrund der
Reaktionen anderer oder auch nur angenommener Reaktionen nimmst du einen bestimmten Verlauf und bestimmte Reaktionen an, die du fürchtest. Vielleicht kannst es aber nicht wirklich greifen, was dir Angst macht, Unruhe bereitet oder ein Gefühl der Minderwertigkeit in dir auslöst. Es ist eher eine diffuse Angst.
Anders verhält es sich, wenn du schlechte Erfahrungen gemacht hast, die dir im Bewusstsein geblieben sind und du weißt, du aufgrund dessen so reagierst. Wahrscheinlich ist dir ein kleiner Fehler unterlaufen. Vielleicht hast du am Thema vorbeigeschrieben und wurdest mit einem Aufsatz vor der Klasse bloßgestellt. Vielleicht fand dein Lehrer deinen Aufsatz auch besonders gut, aber deine Mitschüler haben dich ausgelacht. Dann wirst du eine solche Situation nicht noch einmal erleben wollen. Deine Ängste, Unsicherheiten und Befürchtungen beziehen sich dann auf eben diese Erfahrung(en).
Konkrete Situationen lassen sich meist leichter aufarbeiten, als implizite Glaubensätze.
Negative Glaubensätze verändern
Egal, ob es sich um implizite oder explizite Glaubensätze handelt, wichtig ist es, sie zunächst bewusst zu machen und sie konkret auszuformulieren. Im nächsten Schritt ist es wichtig sie zu hinterfragen und ihre Gültigkeit in Frage zu stellen. Wenn sie nicht mehr gültig sind, zumindest nicht in ihrer Absolutheit, dann kannst du dich von ihnen distanzieren und beginnen sie umzuformulieren.
Du kannst das unmittelbar angehen. Es kann aber auch sinnvoll sein, dass du dich zunächst an Schreibanleitungen wagst, die formal oder inhaltlich deine Grenzen ausweiten. Du kannst solche Anleitungen auch parallel bearbeiten. Die eigenen Grenzen schreibend zu überwinden, ist eine Erfahrung, die du auch auf andere Bereiche im Leben übertragen kannst und die dir helfen kann, deine Glaubensätze zu überwinden.
Anleitung -1-
Notiere spontan 5 Glaubenssätze, die dein Leben prägen.
a)Inwiefern nutzen sie dir noch beim Erreichen deiner Ziele? Notiere jeweils zu jedem Glaubenssatz Vor- und Nachteile in einer Tabelle.
b)Nimm dir einen Glaubenssatz heraus und trage nun Vor- und Nachteile an eine Waage an, bei der die eine Waagschale deutlich schwerer wiegt (Einschränkung). Was überwiegt für dich- Nutzen oder Einschränkung?
c)Versuche eine positive Formulierung für deinen Glaubenssatz zu finden, dem du jedoch auch zustimmen kannst. Wichtig ist, dass du emotional damit bist und nicht einfach eine hohle Phrase zu formulierst.
d)Die Schritte b) und c) kannst du auch mit den anderen Glaubenssätzen wiederholen.
Anleitung -2-
Formal Grenzen ausweiten
Wähle dir eine Textform, die du sonst nie wählen würdest, da sie dir zu anspruchsvoll erscheint. Versuche dich in einem Gedicht, in einem Romanausschnitt oder einer Kurzgeschichte oder was auch immer dir beliebt.
a)Wie ging es dir beim Schreiben? Wie hast du die Herausforderung erlebt?
b)Lies dir den Text nochmal durch. Wie zufrieden bist du mit deinem Text?
c)Wie würdest du den Text bewerten, wenn er von jemand anderem stammen würde?
d)Welchen Kompetenzgewinn kannst du nach dem erfüllen der Aufgabe für dich verbuchen. Formuliere es ganz klar aus.
Inhaltlich Grenzen ausweiten
Wähle dir ein Thema, das du sonst vermeidest, dass dich belastet, das aber nicht traumatisch ist. Schreibe dazu, egal in welcher Form.
a)Wie hast du das Schreiben erlebt?
b)Wie geht es dir jetzt mit diesem Thema.
c)War die Konfrontation wirklich so schlimm, wie befürchtet?
d)Welchen Kompetenzgewinn kannst du nach der Erfüllung der Aufgabe für dich verbuchen. Formuliere es ganz klar aus.
Thematische Belastungen
Es gibt Themen, wie oben beschrieben, die mit emotionalen Belastungen einhergehen. Negative Erfahrungen wollen wir am besten schnell und für immer vergessen. Das funktioniert jedoch nicht, indem wir sie verdrängen.
Wenn es darum geht, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen, kann dies schnell zur Schreibblockade führen. Auch hier können die kreativen Techniken der Schreibtherapie helfen.
Wenn es dir gelingt darüber zu schreiben, obwohl es sehr belastend ist, dann solltest du zumindest zunächst alle formalen Ansprüche vergessen. Schreibe einfach drauf los und versuche, dich an deinen innersten emotionalen Kern heranzuschreiben. Die stilistische Nachbearbeitung kannst du nachholen oder auch lassen. Oft braucht es das gar nicht.
Wenn dich das Thema sehr ängstigt und du auch im Medium Schreiben sehr unsicher bist, dann kann es dir helfen, nach konkreten Anleitungen zu schreiben, wie: „Wähle dir ein belastendes Thema und fasse es in einem Satz zusammen, …
fertige ein Mind-map dazu an, …schreibe einen Romanausschnitt dazu.“ Wenn dies auch nicht weiterhilft, dann kann es helfen, sich im Schreibprozess innerlich zu distanzieren, um der Sache näher zu kommen. Schreibe über eine fiktive Person, der du den Sachverhalt zuschreibst. Oder schreibe aus der Perspektive eines Anderen über dein Problem/deine Erfahrung. Dies hilft dir emotionale Distanz zu wahren.
Bei all diesen Anleitungen wirst du merken, was du alles schaffen kannst. Du kannst Gefühle ergründen und dich mit ihnen auseinandersetzen. Sie beherrschen dich nicht. Du bist in der Lage sie zu regulieren. Eine der größten Kompetenzen, des Menschen ist es die eigenen Emotionen regulieren zu können, um gut für sich und andere sorgen zu können.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Bearbeitung deiner hemmenden Glaubenssätze. Wenn du Hilfe brauchst, kontaktiere mich gern.