In diesem Blog wird Tanja Krieger (Dozentin an unserem Institut für die „Schreib-und Poesietherapie-Ausbildung“) regelmäßig rund um das Thema therapeutisches Schreiben und Poesietherapie berichten.

Therapeutisches Schreiben und Poesietherapie

Hallo, mein Name ist Tanja Krieger. Ich bin Heilpraktikerin für Psychotherapie. In meiner Praxis arbeite ich unter anderem mit der Schreibtherapie. Nachdem ich auch selbst schon viele Jahren schreibe, bin ich immer wieder fasziniert, wie effektiv diese Methode ist.
 

Poesietherapie

Im deutschsprachigen Raum spricht man von Poesietherapie statt Schreibtherapie. Es geht nicht ausschließlich darum, nur mit Gedichten zu arbeiten. Vielmehr soll dies einerseits von der reinen Bibliotherapie abgrenzen, wo es ausschließlich ums Lesen geht, anderseits von der Kreativtherapie, in der auch andere Medien, wie Bilder, Statuen, szenisches Darstellen, Musik u.a., gleichwertige Elemente sind. Dies heißt aber nicht, dass in der Poesietherapie nicht auch Bilder gemalt werden oder auch Musik mit genutzt werden können. Das Arbeiten mit kreativen Schreibtechniken und -methoden, sowie der Arbeit mit fremden Texten wird eingesetzt, um Krankheiten zu lindern und heilen.
 

Kreatives Schreiben

Als kreatives Schreiben bezeichnet man den Prozess des Schreibens bei dem möglichst alle Sinne mit einbezogen werden. Dadurch entstehen Texte, die auch Geräusche, Gerüche, Gedanken, Gefühle, Bilder und Musik inspiriert sind. Diese Art zu schreiben kann man in vielen Bereichen eingesetzt werden. In den USA ist es schon seit vielen Jahren eine gängige Methode, die vielfältig verwendet wird. Ob in der Therapie, an Universitäten oder in der Wirtschaft nutzt man das Schreiben um Menschen in ihrer Weiterentwicklung zu fördern und Heilung zu unterstützen.
 

Therapeutisches Schreiben

Therapeutisches Schreiben ist ausgerichtet auf den Heilungsprozess. Dabei wirken die positiven Effekte des Schreibens auf allen Ebenen des Menschen. Durch das Einbinden aller Sinne beim Schreiben, profitiert die gesamte Persönlichkeit. Vor allem soll der Schreiber lernen emotional zu schreiben. So kann er sich emotional entlasten und verbessert darüber hinaus auch die Wahrnehmung und Einordnung der eigenen Emotionen. Außerdem verbessern sich auch die kognitiven Fertigkeiten. Die Schreiber lernen, ihre Gedanken zu ordnen, Fixierungen loszulassen und neue Sichtweisen zu erlangen. Dabei können sich neue Einstellungen und Lösungen für Probleme ergeben. Sowohl die emotionalen, als auch die kognitive Weiterentwicklung wirken sich auch auf das Verhalten aus.
Sämtliche Fertigkeiten, emotionale und soziale Kompetenzen, Konflikt- und Problemlösekom-petenzen, sowie die Alltagskompetenzen verbessern sich. Dadurch kommt es allgemein zur emotionalen und kognitiven Entlastung. Dies reduziert Stress und führt auch zu positiven Effekten auf der körperlichen Ebene.
 

Emotionales Schreiben

Um diese Effekte über zu erreichen, ist es wichtig, dass der Schreiber sein Innerstes zum Ausdruck bringt. Dazu werden die vielfältigen Techniken und Methoden des kreativen Schreibens genutzt. Schreibanleitungen werden so formuliert, dass bestimmte kognitive und/oder psychische Prozesse gezielt angestoßen werden. Dies unterscheitet das therapeutische Schreiben vom freien Schreiben in Eigenregie. Auch dies hat einen heilsamen Effekt, jedoch ist es meist weniger zielorientiert. Durch die gezielten Anleitungen, ist das therapeutische Schreiben effektiver und effizienter.
Allerdings darf man sich das nicht vorstellen, wie an einem Automaten: an dem man einen Knopf drückt und ein planbarer Effekt eintritt. So funktioniert weder das Schreiben, noch der Mensch. Und so ergeben sich immer auch größere oder kleinere Überraschungen. Denn Schreiben hat wie auch die anderen Kreativtherapien, einen Zugriff auf unbewusstes Wissen. Dies folgt nicht den Regeln der Logik und erscheint uns somit oft wahllos und chaotisch. Durch das Schreiben werden bewusstes und unbewusstes Wissen kombiniert und neue Zusammenhänge können sich ergeben.
Auch wenn sich Einsichten, Erinnerungen oder Gefühle einstellen, die scheinbar nicht passen, so muss man bedenken, dass es in Texten nicht Überflüssiges gibt. Jede Information hat ihren Sinn, auch wenn man ihn vielleicht noch nicht erkennt. Wichtig ist es einen Text nicht nur im konkreten Kontext zu betrachten, sondern immer auch im Gesamtzusammenhang der Schreib-, Lebens- und Therapiegeschichte des Schreibers.

So nun kannst du einen kleinen Selbstversuch starten.

Schreibanleitung

Schreibe deinen Namen senkrecht an den linken Seitenrand. Nutze jeden einzelnen Buchstaben und finde ein Wort, dass dich charakterisiert.
 
T     emperamentvoll

A     gil

N     eugierig

J     etzt

A    rbeitsam

 

Auswertungsanregung:
Wie beschreibst du dich? Findest nur Positives oder nur Negatives oder hält es sich die Waage?
Sicher kann man nicht zu hundert Prozent auf die Einstellung sich selbst gegenüber schließen. Es kann sich auch um eine Momentaufnahme handeln. Aber als niederschwelliger Einstieg ins Schreiben, ist diese Anleitung bei mir in Kursen und auch in Einzelsitzungen beliebt.