Ausbildung Heilpraktiker Psychotherapie

Teil 4

 

Argumentieren (begründende Texte)

Oft meinen wir einen klaren Standpunkt zu den Dingen zu haben. Bis uns einer danach fragt und wir gezwungen sind ihn auszuformulieren. Solange du lediglich für dich allein im stillen Kämmerlein darüber nachdenkst, erscheint dir alles klar. Unstimmigkeiten und Lücken ignoriert dein Gehirn und übergeht sie großzügig. 

Doch wenn du dann gezwungen bist einen klaren Standpunkt zu formulieren, kann es ziemlich schwierig werden. Denn nur selten sind die Dinge so klar und schon gar nicht einfach nur Schwarz oder Weiß. Oft gibt es viele Argumente für die eine, sowie für die andere Seite. Und dabei ist auch nicht die Quantität der Argumente entscheidend, um uns für eine Seite einzunehmen, sondern auch die Qualität der Argumente. Also wie wichtig ist dir das Jeweilige. Du kannst 10 Argumente haben, wieso es wirtschaftlicher Selbstmord ist, deinen Job zu kündigen, wenn du jedoch sterbensunglücklich bist und merkst, dass es dir gesundheitlich schadet, dann wird dies vielleicht wichtiger für dich sein. Wenn du jedoch ohnehin schon um diesen Job gekämpft hast, um deine sechs Kinder und deinen kranken Partner zu versorgen, stellst du die eigene Gesundheit vielleicht hinten an. Was wir wie bewerten, hängt von unseren Erfahrungen, unseren Haltungen und unserer aktuellen Situation ab. 

Es kann auch sein, dass du, soweit es die Umstände erfordern, deine Meinung zu etwas teilweise oder auch komplett änderst. Gerade wenn du dich in solchen Prozessen befindest oder du dir Klarheit über etwas verschaffen willst, bieten sich argumentative Texte an. Ebenso wie in der Glaubenssatzarbeit.

Bei Argumentationen stellst zunächst du eine Behauptung/These in den Raum und versucht sie dann mit Argumenten zu untermauern oder zu widerlegen. Argumentationen bieten sich an, in der Arbeit mit inneren Anteilen. Was haben sie dir zusage? Wieso? Und stimmt das im Hier und Heute noch? Wenn dein innerer Kritiker dir immer wieder sagt, dass du ein Versager bist, der sowieso nichts hinbekommt, dann beweise ihm das Gegenteil. Zähle ihm auf, was du schon alles im Leben geschafft hast und weshalb das einen Wert hat. Oder formuliere neue positive Affirmation und untermauere sie mit Argumententen, die ihre Richtigkeit belegen. Gerade die Ansichten über dich selbst, Andere und die Welt haben sich meist früh gebildet. Als Kind übernehmen man unreflektiert die Ansichten der engsten Bezugspersonen. Diese können sie uns gegenüber klar formulieren oder durch ihr Verhalten vermitteln. Wenn eine Mutter ihrem Kind immer sagt, dass es das sowieso nicht kann, wird es dies irgendwann glauben. Und wenn eine Mutter nie Zeit für Kind hat und nicht in der Lage es zu Herzen und mit ihm zu schmusen, dann wird das Kind daraus schließen, dass es nicht liebenswert ist.

Du kannst deine inneren Anteile und deren Überzeugungen nicht einfach aus dir entfernen. Aber du kannst deren Haltung überprüfen und ihnen neue Bedeutung beimessen. Man spricht dabei von neu verhandeln.  Wichtig ist es, die inneren Anteile in Kontakt zu bringen und ein Team zu bilden. Dabei kann es schon sehr hilfreich sein, den rabiaten negativen Anteilen, positive an die Seite zu stellen. So kannst du die Kraft der Anteile nutzen, die dir bisher das Leben schwer gemacht haben. 

Prüfe regelmäßig, ob deine Überzeugungen bezüglich dir selbst, deinen Mitmenschen gegenüber und das Leben allgemein, noch mit deiner aktuellen Situation zusammenpassen. 

Auch für Konfliktlösungen lassen sich argumentative Texte gut einsetzen. Egal, ob der Konflikt in dir liegt, also verschiedene Bedürfnisse sich vermeintlich unvereinbar gegenüberstehen oder ob es ein Konflikt im Außen ist, kannst du schriftlich die Argumente der jeweiligen Seiten beleuchten. 

So nun kannst du dich versuchen im Argumentieren. 

Anleitung -1- 

Die Einzelheiten des Themas Schreibanleitung der vorausgehenden Texte zu zur Reihe, ist dir sicher inzwischen klarer geworden. 

  • Definiere in einem Satz den Konflikt
  • Schreibe nun einen argumentativen Text, der die verschiedenen Standpunkte, Bedürfnisse, Wünsche, oder Ziele gegenüberstellt. Versuche alle Parteien zu berücksichtigen. 
  • Hast du für dich einen Standpunkt gefunden, dem du den Vorzug geben kannst oder lassen sich die verschiedenen Standpunkte integrieren?
  • Wenn du alle Textsorten über die letzten Wochen durchprobiert hast, gibt es eine die dir besonders liegt? Oder konntest du vielleicht feststellen, für welche Art zu Bearbeitung, du welcher Textsorte den Vorzug geben würdest.