Teil 1
Beschreiben (deskriptive Texte)
In beschreibenden Texten wird das Thema in seinen einzelnen relevanten Elementen zunächst hinreichend dargestellt. Das heißt das Geschehen wird räumlich und zeitlich eingeordnet. Dies ist wichtig, wenn es darum geht, erschütternde Erfahrungen zu verarbeiten. Denn meist geht die Erschütterung mit einer gewissen Desorientierung einher. Wenn wir traumatische Erfahrungen machen, reißen sie uns den Boden unter den Füßen weg und die Welt scheint plötzlich still zu stehen oder alles rast an uns vorbei. Daher kann es Sinn machen, wenn du das Geschehen, nach solch einer Erfahrung, in seiner zeitlichen Abfolge nachvollziehst und auch die örtlichen Gegebenheiten nochmals zu beleuchtest. So wird es dir leichter fall zu verstehen, wie es zu zum Geschehen kam. Allerdings solltest du dabei beachten, dass dies zur Reaktivierung, also zum emotionalen Wiederleben führt. Dies kann im Einzelfalle sehr belastend sein. Daher solltest du die Konfrontation mit dem Erlebten und die damit verbundene emotionale Reaktivierung dosieren. Denn es ist keinem gedient, wenn die Erinnerungen dich derart überfordern, dass es zu einer Retraumatisierung kommt. Dies verfestigt die belastenden Erfahrungen nur weiter.
Wichtig ist, dass du das Geschehen so intensiv beschreibst, dass du die damit verbundenen körperlichen, gedanklichen und emotionalen Erlebensaspekte wieder präsent hast, aber nur so intensiv, dass sie dich nicht überfordern. Du kannst dabei erst aus der auktorialen Perspektive, als der allwissende Erzähler beschreiben. Dabei wird es sich eher anfühlen, als würdest du etwas beschreiben, was einem anderen zugestoßen ist. Wenn du dann schließlich in die Ich-Perspektive wechselst, ist es wichtig da Geschehen von außen zu beschreiben. Wie siehst du dich selbst und was empfindest, denkst und fühlst du und welche Impulse löst es in dir aus?
Die Gefühle, die dabei aufkommen, kannst „einfach“ durchlaufen lassen. Du bist im Hier und Jetzt sicher. Du hast das Geschehen überlebt und hier und heute kann dir nichts passieren. Deine Gefühle mögen sehr unangenehm sein, aber sie sind nicht gefährlich. Gerade das Unterdrücken der Emotionen behindert die Verarbeitung des Erlebten. Lass die Gefühle, die Tränen, die Wut, die Angst, das Zittern und was auch immer aufkommt zu. Schreie, wenn du das Bedürfnis hast oder schlage in ein Kissen, wenn es nötig erscheint. Folge deinen inneren Impulsen, solange du niemand anderem damit schadest.
Wenn die Gefühle endlich gelebt werden, werden sie in ihrer Intensität abnehmen. Je nach Schwere des Erlebten kann es sein, dass es mehrere Durchgänge des Schreibens bedarf, bis deine Erinnerungen sich in deine Erfahrungswelt einfügen. Schließlich wirst du es schaffen, auch diese Erfahrungen in die anderen zu integrieren. Es wird eine von vielen Erfahrungen sein, wenn auch vielleicht keine besonders schöne. Aber sie wird ihren Schrecken verloren haben.
Nun kannst du dich selbst versuchen. Du musst dich nicht mit der Aufarbeitung eines Traumas belasten. Beschreiben eignet sich auch ausgezeichnet, um Konflikte und Problem zu lösen.
Anleitung – 1-
Suche dir ein konflikthaftes Thema, das dich gerade beschäftigt und beschreibe es in einem Text.
Wie hast du das Beschreiben erlebt? Wie nah fühltest du dich danach dem Thema emotional?
Was war dir vor dem Schreiben unklar und klärte sich durch das Schreiben?